WissensWandel Projekt: Digitalisierung von Visitationsakten aus dem Bereich der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
Bis heute finden in jeder Kirchengemeinde unserer Landeskirche regelmäßig Visitationen statt. Diese amtlichen Besuche einer Kirchengemeinde durch eine Kommission dienten im 16. Jh. der Durchsetzung reformatorischer Ziele und der Errichtung eines landesherrlichen Kirchenregiments. Sie blieben in den folgenden Jahrhunderten als ein Bindeglied zwischen zentraler Kirchenverwaltung und lokalen Gemeinden und Pfarrern erhalten. Die Akten vergangener Visitationen geben uns mit stark formalisierten Berichten, den Antworten auf feststehende Visitationsfragen, Protokollen, Predigten und Gutachten tiefe Einblicke in die örtlichen inneren und äußeren Verhältnisse der Kirchengemeinden. Damit sind die Visitationsakten eine hervorragende Quelle nicht nur für die allgemeine und regionale Kirchengeschichte, sondern ebenso für die Bau- und Kunstgeschichte, die Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie die Volkskunde. Den zeitlichen Schwerpunkt bilden im Bestand des Landeskirchlichen Archivs Hannover die Visitationsakten aus der zweiten Hälfte des 19. und dem ersten Drittel des 20. Jh., die von einer Zeit gewaltiger gesellschaftlicher Umbrüche zeugen. –
In einem besonderen Projekt hat das Landeskirchliche Archiv Hannover im zurückliegenden Jahr den vollständigen Sammelbestand „A 9 Visitationsakten“ und parallele Aktenüberlieferungen aus den Generalsuperintendenturen digitalisiert, um die insgesamt 3112 Visitationsakten online frei zugänglich zu machen. Entstanden sind 812.128 Digitalisate, die über „Arcinsys“, das Archivinformationssystem Niedersachsen und Bremen, recherchierbar sind und künftig auch über die Deutsche Digitale Bibliothek und das Archivportal-D zugänglich sein werden.
Dieses erste serielle Digitalisierungsprojekt im Landeskirchlichen Archiv Hannover wurde möglich durch eine großzügige Förderung im Rahmen des Förderprogramms „WissensWandel“ des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv), das Bibliotheken und Archive dabei unterstützt, ihre vielfältigen Kultur- und Bildungsangebote digital weiterzuentwickeln. Das Förderprogramm ist Teil des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien initiierten Rettungs- und Zukunftsprogramms NEUSTART KULTUR, das gezielt auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie reagiert.
(Dr. Mareike Rake)